Farbunterschiede - wie kann das passieren?

Wenn Wolle gefärbt wird, passiert das in einem Farbbad. Dieses Bad bekommt dann eine Nummer, da spricht man von der Partie, oder auch Charge oder Lot. Denn trotz größter Sorgfalt fällt jedes Farbbad doch ein wenig anders aus. Zwar ist die Grundfarbe immer identisch, trotzdem gelingt es oft nicht, dass bei späteren Farbbädern das fertige Garn exakt zu vorherigen Farbbädern passt. Damit man also für sein Projekt passende Garne hat, die sich farblich nicht voneinander unterscheiden, sollte man immer darauf achten, dass alle Garne die selbe Farbpartie haben.

Beispiel: Hier sehen wir das Holst Garn Tides mit der Farbe "Iris". Neben der Farbe steht "lot 63427". Das ist die Nummer des Farb-Bads. Wie viele Knäule mit identischer Partie produziert werden, schwankt zwischen den Herstellern sehr stark:
Bei Holst Garn können wir auch über mehrere Monate hinweg die selbe Partie liefern. Bei Malabrigo aber wechselt die Partie schon nach nur 5 oder 10 Stück. Hier wird in sehr kleinen Einheiten von Hand gefärbt.

Grundsätzlich gilt:
  • Sie erhalten von uns immer alle bestellten Stränge aus der selben Farb-Partie. Ist das einmal nicht möglich, prüfen wir eventuelle Farbabweichungen und nehmen vor Versand Kontakt mit Ihnen auf.
  • Eine Ausnahme sind handgefärbte Garne. Hier kann es auch innerhalb einer Farbpartie zu abweichenden Färbungen kommen. In dem Fall wählen wir die Stränge aus, die am besten zueinander passen. Das kann auch Partie-unabhängig sein.
    Lesen Sie mehr dazu hier.

Nun ist es aber passiert, man musste Garn nachbestellen oder hat sich verrechnet, und die Farben wollen einfach nicht so recht zueinander passen. Aber auch das ist kein Grund zur Panik. Es gibt einige gute Tricks, mit denen man die farbliche Abweichung der neuen Partie gut in sein Projekt integrieren kann.


Trick 1: "verstecken"

Dieser Trick eignet sich besonders dann, wenn nur ein kleiner Teil Ihrer vorliegenden Garne zu einer anderen Partie gehört und etwas anders gefärbt ist. Das kann vorkommen, wenn Sie Garn nachbestellen mussten und die bisherige Partie nicht mehr lieferbar ist.
Je nachdem, um was für ein Projekt es sich handelt, können Sie dieses anders gefärbte Knäuel an besonderen Stellen in Ihrem Projekt einarbeiten, wo der Farbunterschied nicht so auffällt, oder sogar ein schöner Akzent sein kann:

  • Der Kragen eines Pullover
  • Die Knopfleiste der Jacke
  • Die Bordüre eines Tuches
  • Am Ärmel oder Armausschnitt
  • Seien Sie kreativ!

Trick 2: "Muster"

Falls verstecken nicht in Frage kommt, weil Sie vielleicht einen großen Teil Ihrer Wolle in einer abweichenden Partie vorliegen haben, kann man natürlich auch großflächiger planen. Verwenden Sie die unterschiedlichen Garne abwechselnd. So entsteht ein Streifenmuster, bei dem die Farbunterschiede auch sehr schön sein können.
Verbessern Sie die Übergänge zur neuen Farbe mit einem Akzent. So kann eine bewusst gewählte, Dritte Farbe, als Übergang herhalten.

Noch besser klappt das natürlich wenn man diesen Übergang oder die andere Farbpartie in einem anderen Muster strickt.
Die Augen nehmen die Muster stärker war als die neue Farbe:


Erkennen Sie die unterschiedlichen Farbpartien? In den Dunkelgrauen Flächen wurden 2 Partien mit Farbunterschied verarbeitet. Durch die Verwendung eines Karo-Musters ist der Unterschied kaum zu sehen.

Trick 3: "abwechselnd stricken"

Möchte man kein sichtbares Streifenmuster produzieren, kann man mit 2 Knäulen gleichzeitig stricken. Dabei wechseln Sie am besten nach jeder Runde, damit hier keine Streifen enstehen. Wenn mann in Runden arbeitet, ist das garnicht so schwierig und zum Teil einfacher als das Wechseln nach mehreren Runden, weil so keine langen Spannfäden zwischen den Knäueleinsätzen entstehen. Auch wenn man in Reihen strickt, kann man das Knäuel problemlos nach jeder Reihe wechseln. Nehmen wir an, Sie haben 2 Knäule, die nennen wir jetzt "A" und "B". Stricken Sie die Hinreihe mit Knäuel A, ziehen die Arbeit ans Ende der Rundstricknadel und stricken dann eine Hinreihe mit Knäuel B. Wenden Sie die Arbeit. Stricken Sie jetzt die Rückreihe mit Knäuel A, ziehen die Arbeit wieder ans Ende der Stricknadel und stricken jetzt die Rückreihe noch mal mit Knäuel B. Das wiederholen Sie für alle Reihen und Rückreihen. Am Anfang erfordert das sicherlich etwas umdenken, aber wenn man das ein paar male gemacht hat, geht das ganz von allein.
Sie werden sehen, dass sich durch das laufende Wechseln der Knäule die beiden Farbpartien zu einer gemeinsamen neuen Partie vermengen, in der der Unterschied nicht mehr sichtbar ist.

Trick 4: "Ein geringelter Übergang"

Wem das andauernde Wechseln der Knäule zu anstrengend ist, der kann die Technik aus Trick 2 auch nur als Übergangszone von einem Knäuel zum anderen verwenden. Stricken Sie Ihr Projekt ganz normal mit Knäuel A. Wenn dieses dem Ende zugeht, beginnen Sie wie beschrieben, abwechselnd mit Knäuel B zu stricken. Machen Sie das für einige Reihen, bis Sie nur noch mit Knäuel B weiterstricken. Als Faustregel sollte diese Übergangszone nicht schmaler als 10cm sein.
Dadurch haben Sie natürlich im Strickprojekt immer noch großflächig unterschiedliche Farben, aber Sie haben keinen harten Übergang von einer Farbe zur nächsten mehr. Durch das abwechselnde Stricken für einige Reihen erschaffen Sie einen Bereich, in dem beide Farben ineinander übergehen können. Kombinieren Sie diese Technik z.B. mit Trick 1 und erschaffen einen sauberen Übergang z.B. zum Ärmel oder dem Rand Ihres Tuches.